Überbrücken
Der Himmel zeigt sich morgens in den allerschönsten Pastelltönen und die Müdigkeit des Winters verlässt mich zaghaft, wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen meine Haut küssen.
Es ist jedes Jahr das gleiche, irgendwann an einem scheinbar niemals kommen wollenden Tag da wache ich morgens auf und spüre ganz deutlich "Ich habe es geschafft, dieser Winter geht zu Ende".
Ich erfreue mich an jedem Krokus der seinen bunten Blütenkopf aus der Erde reckt, an allen Menschen, die draußen in den Cafes sitzen und den noch frischen Temperaturen zum Trotz die Rückkehr des Lebens signalisieren.
Meine Seele fühlt sich leichter. Und vor meinem inneren Auge sehe ich die vielen Sommernächte, rieche ich den warmen Aspahlt, rieche ich frisch gemähte Wiesen, sehe ich das goldene Licht über den Feldern und fühle das Wasser, dass meinen nackten von Sonne und Liebe erhitzten Körper umfließt, während ich im Regen durch den See schwimme.
Diese inneren Bilder und der Fokus auf die vielen Kleinig-Schönigkeiten helfen mir, mich von der politischen Stimmung nicht unter Wasser ziehen zu lassen. Ich war sehr betrübt und niedergeschlagen in den letzten Tagen.
Meinen Antrag nach SBSG auf die Streichung meines Geschlechtseintrages habe ich erstmal ruhen lassen und fühle mich wie ein feiger Versager, weil ich vor dem was ich in Amerika sehe und was CDU und AfD von sich geben zurückweichend in Deckung gehe. Es fühlt sich unsolidarisch an, dass ich auf diesen Antrag nun vorerst verzichte. Als wir gestern spontan in toller Runde zum Abendessen auf dem Boot einkehrten da habe ich wieder doll gefühlt, wie wichtig diese Herde ist. Alle Menschen um mich sind queer, trans, BiPOC, enby, usw.
Unkraut können sie jähten, aber nicht unsere Identitäten!
Wir sind viele und ich bin glücklich Teil einer Gemeinschaft (um nicht immer Herde zu sagen) zu sein, die mich nährt, trägt und liebt.
Ich denke darüber nach das A.K.A. - Kollektiv zu gründen. Das AntiKapitalistische Amore Kollektiv. Wir können zusammen Sexpartys feiern, genauso wie politische Diskussionrunden, Demobesuche oder Aktivistisch für eine dekolonialisierte Liebe einstehen.
Mal sehen wohin diese Gedankensplitter noch führen.
Ich habe Lust neue Menschen kennenzulernen, bin aber meistens schon nach kurzer Zeit ziemlich desillusioniert. Eigentlich erzeugen alle Dates in mir das Gefühl, zu viel zu sein. Zu viel zu wissen, zu viel zu fühlen, zu viel zu lieben, zu viel zu wollen, zu doll, zu krass, zu intensiv.
Immer mal wieder suche ich nach Rausch und Exzess, aber statt, dass sie mir gute Momente der Hingabe schenken könnten, lassen sie meistens eher G. und die Tatsache, dass da alles ganz schön perfekt war, wieder vor meinem inneren Auge auftauchen. Ich will G. nicht idealisieren. Ich will gesunden Abstand dazu haben. Und ich sitze weiterhin nicht frustriert wartend herum. Ich lebe und liebe mein Leben. Aber bisher kann ich sagen, dass es nicht so einfach ist jemanden zu finden, der ein guter G-Überbrücker ist.

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