Voll gefüllt
Ja, voll gefüllt bin ich.
Mit Liebe, Dankbarkeit aber auch Zweifeln und Trauer. In mir ist so viel und alles davon so unfassbar doll.
Die Frühlingsgefühle setzen sich fort, genauso wie die tiefe Dankbarkeit für das Kollektiv aus Freundesmenschen, die mein Leben mit so viel authentischer Nähe, Verletzlichkeit und Lust bereichern.
Ich lag halb nackt in den Dünen und habe die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut genossen, während ich gefesselt wurde und zu flüssiger Butter schmelzen durfte. Ich habe inmitten von kommuniktionsstarken, konsens-bewussten Menschen nackt in einem flauschigen Haufen zwischen weißen unschuldigen Laken gelegen. Hände und Münder überall, auf Gesichtern sitzen, in Köpfe ficken, streicheln, präsent sein.
Es war ein unglaublich schönes, intensives, lustvolles verlängertes Wochenende mit Freunden in Holland.
Ich habe meinen Körper ins Meer getaucht, die Nadelstiche des 6 Grad kalten Wasser genossen und die schönsten pinken Sonnenuntergänge beobachtet. Sonnenuntergänge am Meer sind übrigens deshalb so intensiv schön, weil der Salz-, und Fecuhtigkeitsgehalt der Luft höher ist und dadurch die Farben stärker gestreut werden.
Ich bin reich an Liebe, Lust und Freiheit und die ersten Stunden an Deck in der Sonne konnte ich kaum fassen, dass mein Leben so schön sein darf.
Und mitten in all dem bist aber immer noch und immer wieder auch du.
Viel du. Doll du. Und mittlerweile auch manchmal zweifelnd du.
6 Wochen Pause. Ich habe nie getrauert, weil ich immer gesagt und gefühlt habe, dass Trauer deplatziert ist. Immerhin gab es keine Trennung und keine negativen Gefühle oder Defizite zwischen uns.
Doch im Moment spüre ich immer mal wieder Traurigkeit. Dann, wenn ich an Deck sitze und der KVB zusehe, wie sie alle paar Minuten über die Severinsbrücke fährt. Und nicht ausschalten kann, dass ich mich frage, ob du wohl manchmal von dort oben auf mich runter schaust. Wenn ich den Tentakel in der Hand habe, wenn ich Star Trek schaue, wenn ich bestimmte Lieder höre, wenn ich einen Regenbogenfilter eindrehe und wenn ich abends meine Tür zuschiebe, aber du nicht draußen auf dem Steg stehst. Wenn ich am Skatepark bin und wenn ich in der Hohe Straße am Erdbeermund vorbei gehe. Wenn ich meine Pride Tennissocken anziehe und wenn ich im Comicbuchladen bin. Wenn ich abends ins Bett gehe und daran denke, dass du unvorhergesehen vorbei kommst. Ja - tatsächlich stelle ich mir das vor und ich empfinde es nichtmal seltsam.
Ich denke an dich, wenn ich nach der Laken-Orgie in Holland da liege, Sonne auf meinen Arm-Haaren tanzt und ich mir vorstelle, du wärst dabei gewesen, oder ich könnte dir wenigstens in allen Details davon erzählen.
Und dann rüge ich mich selbst. Und erkläre mir, dass das alles bloß eine biochemische Reaktion ist, weil mir das Dopamin aus unseren Begegnungen fehlt. Und dass ich ja gar nicht weiß ob ich spezifisch dich vermisse.
Aber das ist Augenwischerei....niemand außer dir ist so viel präsent in meinem Kopf und niemand außer dir hat so viel Vertrauen, dass ich auch nach 6 Wochen nicht-Kontakt keine Anlaufschwierigkeiten bei einem spontanen Intermezzo hätte. Und trotzdem da so viel Vertrauen ist und ich mir auch sicher bin, dass du mir Bescheid sagst wenn du mich nie mehr wiedersehen möchtest, ertappe ich mich in Gedankenspiralen die analysieren wollen, wo ich etwas übersehen habe. Wo du vielleicht doch deutlich gemacht hast, dass das nur eine Spielerei für dich ist. Wo ich hätte ekennen müssen, dass ich lediglich für den Kick da bin. Ob du einfach zu feige warst zu sagen, dass du mich nicht willst oder zu stolz zu sagen, dass das mit der Relationship Anarchy doch kein Konzept für dich ist.
Aber das fühlt sich so falsch an. Warum sollte das so sein? Es gibt dafür keinen Grund. Und ich mag Logik.
Es kostet viel Energie mich immer wieder zu regulieren und mir selbst zu sagen: Anxious attachement tendencies machen hier keinen Sinn. Lass los. Schau ob die Dinge zu dir zurückkommen, die zu dir wollen. Hör auf über Dinge zu sinnieren, die nicht in deiner Hand liegen und glaube an das gesprochene Wort statt einen hintergründigen Sinn zu suchen.
Am meisten traurig macht mich, dass dein Bild vor meinem inneren Auge verschwimmt. Die Art wie du mich ansiehst, der Gesichtsausdruck, wenn du zur Tür reinkamst, wie sich deine Brust anfühlt und überhaupt dein starker Körper meinen kontrolliert. Die Art wie es ist dich zu küssen. Aber am schlimmsten: Dass ich nicht mehr genau erinnere wie du riechst. Ich wünsche mir so sehr, dass ich wenigstens ein Tshirt Abo von dir abschließen könnte. Dass ich regelmäßig ein getragenes Shirt im Boot vorfinde. Einfach so, es liegt dann da wenn ich reinkomme. Ich bin mir sicher, dass es mein Gehirn völlig zerschießen würde dich zu riechen, aber mein Nervensystem wäre auch so viel ruhiger und kontrollierter.
Ich fülle mich weiter. Mit Lust, Leben und Freiheit.

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