Klebetattoos
Wer braucht überhaupt Männer?
Das war ein mit inbrünstigem Ton der Überzeugung häufig gesagter Satz als ich mit A wunderschöne Tage im holländischen Glashaus verbrachte.
Ich muss A vollkommen Recht geben, dass es viel zu viele Männer gibt, die ihre Männlichkeit noch niemals kritisch reflektiert haben und die wirklich tief in patriarchalen Strukturen verwurzelt sind. Männer, die den mental load, die Beziehungsarbeit und die Kommunikationsarbeit ihren Partnerinnen überlassen.
Und jetzt wo ich mal die Fühler ausstrecke, wen es da draußen noch so gibt, weil ich aus meinem vollkommenen poly-saturated Dasein herausgerissen wurde, mir meine sexuelle Autonomie aber ziemlich wichtig ist und ich dafür Sorge tragen möchte auch meinen sexuellen Bedürfnissen und meinem Drang nach aufgeregten ersten Malen nachzukommen kann ich das nur bestätigen, dass ziemlich viele Männer in mir nur genervtes Augenrollen nach 3 Nachrichten auslösen.
A und ich - wir haben das Glashaus wirklich zelebriert. Und wir haben Fürsorge und Liebe geteilt. Auf die allerschönste platonische Art, die es geben kann und vor allem: gänzlich unmaskiert.
Bei aller Zustimmung muss ich aber - auch nach kritischer Reflexion ob ich verklärt idealisiere - jedoch sagen, dass G sich eben doch kritisch reflektiert hatte. Das was G so sehr besonders gemacht hat, war nicht einfach, dass wir sexuell sehr kompatibel sind und großartig gefickt haben, es war, dass ich einen Menschen vor mir hatte, der Zugang zu seiner Innenwelt hat, der feministisch denkt und verstanden hat, dass das Patriarchat ihm genauso schadet wie nicht-Männern.
Diese schönen Gedanken an G waren ohne Wehmut. Ich spreche aus keinem Mangel. Ich habe im Glashaus immer mal wieder ein paar Sekunden an ihn gedacht, weil ich mir sicher bin, dass die voyeuristischen Möglichkeiten uns erfreut hätten. Es war ein liebevolles fantasieren ohne Trauer.
Es hält sich weiterhin hartnäckig in mir: Worum soll ich trauern? Ich hatte hervorragende 4 Monate und es wird der Tag kommen, an dem wir wieder auf Play drücken. In dieser Pause bin ich getragen von einem wundervollen Polykül, dass gemeinsam Fürsorge übernimmt.
Wie sagte es V: Wir sind eine Herde und in einer Herde sorgt man füreinander.
Und deshalb schmeiße ich mich jetzt wieder in den Glitzerfummel und gehe als Huren-Wonderwomen auf die kinky Party. Werfe mich in die Menge, genieße den Headspace, schwimme in Komplimenten und trinke die Lust.
Nichts davon wird mir das Dopamin so auf die Innenseiten meiner Haut tätowieren, wie G es getan hat, aber ich bin fürs erste auch mit Klebetattoos oben drauf ganz zufrieden.

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