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Glitzer und Nebel

Im großen und ganzen glitzert meine Welt.

Ich bin dankbar für mein Polykül Netz und die fantastischen krassen queeren Freunde. Fühle mich gehalten und verstanden. Durch all diese fantastischen Menschen um mich herum, wird meine Vision genährt, die sich seit Jahren maximal von klassischen Familien-Bildern gelöst hat. Ich habe eine Wahl-Familie aus diesen beeindruckenden romatischen und platonischen Partnern und wir alle tragen Sorge füreinander. Halten uns, erkundigen uns nacheinander, lenken uns miteinander ab, hören zu, urteilen nicht, supporten uns. "We are in this together"!

Immer wieder denke ich, dass es wirklich schön wäre ein großes Haus, oder ein Grundstück mit Bauwägen oder halt einen Steg mit ganz vielen Hausbooten zu haben und mit all diesen Menschen auch Wohnraum zu teilen. Zusammenzukommen, wenn man Gesellschaft möchte, sich zurückzuziehen, wenn man möchte. Von den klugen Gedanken und Ansichten dieser Menschen zu profitieren. Ansprechpartner haben, zusammen wirtschaften und sich insgesamt in dieser kalten und politisch höchst fragwürdigen Welt verbunden und stark zu fühlen. Ein Kollektiv der Liebe. In mir spricht auch eine verurteilende Stimme, dass das realitätsferne Träumereien seien. Aber diese Stimme wird zügig geknebelt. Es ist diese Vision von Gemeinschaft, die mich optimistisch bleiben lässt, wenn die Geschehnisse der Welt mir Angst machen. Ich weiß, dass Liebe und Gemeinschaft stark sind. Und dass es eine große Kraft hat, wenn viele Menschen füreinander sorgen, statt nur 2 füreinander verantwortlich sind, oder 1 alleine für sich. Wir sind nicht alleine.


Der Kalender wurde auf Februar gedreht und er sagt "Ich erlaube mir meine Freiheit und mich leicht zu fühlen. Ich empfange dadurch meine Kraft". Und ich finde, der Kalender hätte nicht passender sein können. Ich erlaube mir nämlich gerade ganz doll mich leicht zu fühlen. Und erinnere mich immer wieder daran, dass ich keinen Grund habe mich schwer und traurig zu fühlen. Es ist nichts dramatisches passiert und ich spüre immer noch doll, dass sich alles zum Guten wenden wird. Es gibt 100 Momente in denen ich an G. denke. Wenn ich auf der schlechtesten Kink-Party des Jahrhunderts war (vergangenen Freitag) und mir vorstelle, wie wir aus Protest und Provokation an allen undenkbaren Stellen gevögelt hätten. Auf der Party gab es außerdem ein völlig unnötiges Kennenlern-Spiel bei dem man sich Etiketten auf den Körper klebte und auf diese schrieb woran man interessiert ist, damit es leichter ist, ins Gespräch zu kommen. Ich hab mir ausgemalt, wie ich etikettiert worden wäre, mit all den Dingen, die andere hätten mit mir tun dürfen ^^

G. und ich haben mit großer Leichtigkeit Fantasien miteinander geteilt. Und konnten vom einen zum anderen Moment in ein anderes Minset wechseln. Ich habe auch im Kino viel an uns gedacht, als ich mir "Babygirl" ansah. Zum einen wegen der enthaltenen (schlechten) D/s Szenen, die mir aber dennoch ein Lächeln entlockten und der dem Film unterlegten (unnötig pathologisierenden) Sinn-Frage "Bin ich wirklich so eine durchtriebene Frau, oder liegt es an meiner schlechten Kindheit" und G`s und meinem Austausch zum Pon Farr der Vulkanier und dass er mir wirklich glauben würde, dass ich ohne Sex sterben würde. Aber auch, weil ich mir vorgestellt habe, wie wir den Film zerreißen würden und ganz doll kritisieren und diskutieren.

Diese Gedanken an G schwingen einfach mit, ganz leicht und natürlich und wenn ich mir Mühe gebe, normative Skripts nicht die Führung über meine Gefühle übernehmen zu lassen, sondern mir Freiheit im fühlen erlaube, dann fühle ich mich nicht traurig. Ich fühle vermissen. Und Freude, wenn ich solche Assoziationen oder Gedanken an ihn habe. Es sind warmherzige und schöne Gedanken und Malereien in meiner Fantasie. Das normative Skript würde aber vorschreiben: Du wurdest verlassen! Du musst traurig und enttäuscht sein. Liebeskummer haben. Und ein gebrochenes Herz. Aber das stimmt halt einfach alles nicht. Ich wurde nicht verlassen. Mir wurde versichert, dass es zwischen uns überhaupt kein Problem gibt. Und ich fühle das ganz doll. Vertrauensvoll und stark. Weil G. bisher immer (unbewusst) meinem wichtigsten Grundsatz folgte: "A meinen, A sagen, A machen" und dadurch, dass ich mich IMMER darauf verlassen konnte, dass die Worte und das Handeln kongruent zueinander sind, habe ich wahnsinniges Vertrauen. Und heute ist Montag und Montags hatte ich die Aufgabe rote Unterwäsche zu tragen. Nie wissend ob, oder wann das mal überprüft werden würde, jederzeit hätte es zu einer Stichprobe kommen können. Und ich erlaube mir, diese D/s Elemente fortzusetzen, weil sie mir helfen die Verbindung weiter zu spüren. Eine Verbindung die da ist und an der sich nie etwas verändert hat. Die nur momentan nicht durch Beisammensein und geteilte Zeit gespiesen wird.


Manchmal erscheint es mir so wahnsinnig naiv, wie positiv ich dieser Situation gegenübertrete, dass ich befürchte in einem dichten Nebel von Ignoranz oder Beschönigung zu stecken. Ich habe aber ganz hell und groß in mich rein geleuchtet und um mich herum. Da ist kein Nebel. Da ist nur Sicherheit. Mit mir. Mit uns. Damit, dass ich nichts festhalten, kontrollieren, erzwingen kann. Und dass ich gut bin. Mit mir.


Ich bin frei. Und leicht. Und es gibt sehr viele schöne Glitzer-Momente in meinem Leben.

Und ich darf diese Leichtigkeit spüren und zelebrieren.




 
 
 

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In a time of cold capitalist intimacies,

Love is an act of rebellion.

I believe in Love.

In honest communication.

In unterstanding. 

I believe there is enough space for all of us out there. 

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